Ich bin dann mal weg. Nein, nicht auf dem Jakobsweg, obwohl das sicherlich auch schön wäre, aber so viel Zeit habe ich nicht. Ich gehe auf mein Sitzkissen. Meditieren. Vorher stelle ich das Telefon aus, schließe die Tür, stelle meine Schuhe davor zum Zeichen, dass ich nicht gestört werden will. Ich bin jetzt eben mal nicht online oder sonst irgendwie erreichbar. Diese Zeit gehört nur mir selbst.
Ich sitze aufrecht und stabil, ich entspanne, und dann beginne ich, meinen Atem zu beobachten. Der Atem vertieft sich von allein. Der Geist wird langsam ruhiger … naja, nicht sofort. Tatsächlich ist es eher so: Der Geist fängt an, seine üblichen Alltagsgeschäfte abzuwickeln, erinnert mich daran, was ich alles noch nicht getan habe, hält mir vor, wo ich nicht richtig gehandelt habe, und listet auf, was alles noch zu tun ist. Sorry, mein Freund, ich meditiere jetzt. Du darfst warten. Ich vergesse deine Anliegen nicht, ich bin sogar dankbar, dass du mich erinnerst, und bin sicher, dass das alles noch da sein wird, wenn ich von meinem Kissen aufstehe. Nur: All das hat Zeit, seine eigene Zeit, und diese hier gehört mir. Genauer gesagt, sie gehört dem Wesentlichen in mir, wenn man mag, kann man auch sagen, der Seele oder dem göttlichen Kern. Nur, das liegt nicht jedem, also sagen wir: dem, was mich im Innersten ausmacht.
Wo ich in Kontakt bin mit meinen wahren Bedürfnissen, dem, was mir wirklich wichtig ist, den innewohnenden Fähigkeiten, auch denen, die ich noch nicht bewusst entdeckt habe, meinen kreativen Potenzialen – die ich dann umso besser nutzen und anwenden kann – anschließend. Zurück zur Meditationstechnik also…bis der Geist mit dem nächsten verlockenden Angebot kommt. Und irgendwann wird er tatsächlich ruhiger. Selbst wenn es einmal beim Hin und Her zwischen Konzentration und „ausschwärmenden“ Gedanken bleibt, sind Wahrnehmung und Denken danach klarer, ich bin „besser sortiert“, das heißt, es fällt leichter, Prioritäten angemessen zu setzen, ich fühle mich ausgeglichener und bin weniger stressanfällig.